PAOLO CAVERZASIO
-FOTOGRAFIE -
WER BIN ICH
Paolo Caverzasio wurde am 24. Februar 1956 in Mendrisio geboren. Fast seine ganze Karriere hat er im Bankenumfeld verbracht, abgesehen von ein paar Jahren im Informatiksektor. Er arbeitet und lebt in Comano und wechselt das Fotografieren mit seiner anderen grossen Leidenschaft ab: dem Segeln.
Ein Schuss. Das Glas zerbirst, der farbige Inhalt zerstreut sich zusammen mit den Glaskristallen. Es entsteht ein neuer Zustand, der durch einen Schuss erzeugt wurde, besser gesagt durch ein Projektil, egal wie klein dieses sein mag. Welches jedoch auf der Fotografie nicht vorhanden ist. Ich versichere Ihnen, dass es nicht da ist, selbst wenn man es mit der Lupe sucht. Man sieht bloss die Auswirkungen. Es ist ein Wimpernschlag, ein Bruchteil einer Sekunde vor dem Auslösen des Fotos vorbeigeschossen, im exakten Moment als das Glas zu explodieren begann und mit ihm sein Inhalt. Einen Augenblick zuvor, ein klitzekleines bisschen früher, ein Hauch von einem Nichts. Wäre dies nur einen kleinen Moment früher geschehen, würden wir es sehen; wäre dies einen kleinen Moment später geschehen, wären die Glaskristalle und die Farbe weiter weg. Sowohl im einen wie auch im anderen Fall wäre die Situation eine völlig andere.
Eine Frage von Bruchteilen von Zeit.
Eine künstliche Bearbeitung würde es irreparabel beeinträchtigen. Der einzige Eingriff, den ich mir erlaube, ist eine minimale Ausgleichung von Helligkeit und Kontrast, um die Besonderheiten, die jedem Bild eigen sind, optimal hervorzuheben.
DIE BEDEUTUNG EINES AUGENBLICKS - (P.Caverzasio)
Vor etwa dreissig Jahren habe ich eine Erfahrung gemacht, die mich geprägt hat. Ich wurde für einen langen Spitalaufenthalt eingeliefert. Als ich das Spital wieder verliess, war ich ein völlig anderer Mensch. Ich hatte neue Werte entdeckt und ging das Leben ganz anders an als früher. In diesem Moment ist meine Leidenschaft für die Fotografie entstanden. Ich hatte ein starkes Bedürfnis, einige besondere Momente des Lebens festzuhalten. Und mir war bewusst, dass nur die Fotografie es ermöglicht, einen Moment festzuhalten, der sonst unwiederholbar ist und sich nicht wieder herstellen lässt. Seither versuche ich den 'Augenblick festzuhalten', diesen in einer Fotografie wiederzugeben, die dann „das“ Foto dieses Augenblicks ist.